Samstag, 26. März 2016

Memorandum 2015




Memorandum 2015 Du sollst nicht töten!
Das 35. Kapitel des 4. Buches Mose enthält Bestimmungen über das Töten mit Absicht und aus Versehen. Darin wird festgestellt, dass alle Israeliten, die absichtlich  einen Mord begehen, dem Bluträcher verfallen und getötet werden müssen. Es spielt dabei keine Rolle, welche Mittel und Werkzeuge der Mörder verwendet, entscheidend ist nur seine Absicht, einen anderen Israeliten zu töten.  Wenn das Töten aus Versehen geschieht, so hat der Täter die Chance, sein Leben zu retten, wenn er in eine für diesen Zweck bestimmte „Asylstadt“ flieht.
Wie aber verhält es sich mit dem Töten im Krieg, das ja auch mit Absicht geschieht, und in dem ungleich viel mehr  Menschen getötet werden als bei privaten Morden? Diese Frage wird nirgends in der Tora erörtert. Das Töten im Rahmen eines Kriegszugs gilt nicht als Mord. Dem entsprechend lautet das 5. Gebot in neueren Bibelübersetzungen auch nicht: „Du sollst nicht töten“, sondern: „Du sollst nicht morden.“
Bis heute scheint das Töten im Krieg erlaubt zu sein. Es gilt jedenfalls nicht als Mord. Wann hätte je eine Regierung ihre Soldaten als Mörder bezeichnet?
In konkreten Fällen pflegt man dann nach bestimmten Kriterien zu entscheiden. In der kasuistischen Diskussion wird das Gebot meist abgeschwächt. Es ist dann oft vom Dilemma die Rede, oder von der ultima ratio, oder dass die kriegerische Gewalt wenigstens eingehegt werden soll,  oder dass wir so oder so schuldig werden. Damit bleibt alles beim Alten. Das Töten im Krieg wird als unvermeidlich angesehen, und von allen Nationen mit der Aufstellung ihrer Armeen vorbereitet.
Als Glied der christlichen Kirche bin ich gewiss,  dass Gottes Gebot „Du sollst nicht töten“ auch und vor allem auf das Töten im Krieg anzuwenden ist. Wie Jesus die  Nächstenliebe auch  auf die Feindesliebe ausweitet, so das Tötungsverbot in der Tora auch für das Töten im Krieg. Wenn die christliche Kirche auf Jesus Christus hört, muss sie den Regierungen widersprechen, die mit der Aufstellung ihrer Armeen das gezielte Töten von Mitmenschen vorbereiten.
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen